The Miller Anderson Band : Woodstock Legende

16
Apr 2020
Donnerstag

Der Mann der zarten Bluestöne zurück in Eppstein

Mitte der sechziger Jahre erscheint ein Gitarrist und Sänger in der britischen Bluesszene, der von da an nicht mehr wegzudenken ist: Miller Anderson. Der Schotte ist anfangs in Bands tätig, an die man sich heute kaum noch erinnert. Aber mit der Keef Hartley Band und Woodstock ist er in der sich entwickelnden Oberliga angekommen.

Nachdem Miller Anderson für drei Jahre seine Solokarriere unterbrochen hat, um bei der Hamburg Blues Band als Stargast einzusteigen, kommt er jetzt endlich wieder mit seiner eigenen Band in die Wunderbar Weite Welt.

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Der erste Soloversuch ging einigermaßen daneben, ebenso mit der   eigenen Band. Von Musikmachen leben bedeutet auch Kompromisse einzugehen. Bluesmäßig abwegig aber lehrreich sind die Jahre mit T. Rex, Donovan und Yes. Der Blues ist wieder angesagt bei Stan Webb’s Chicken Shack, etwas heftiger bei Mountain, etwas poppiger bei Spencer Davis und richtig bluesig mit Pete York, Chris Farlow als Superblues. Auf seinem musikalischen Weg arbeitet er mit Jon Lord, Deep Purple und Roger Chapman. Im neuen Jahrtausend bleibt der Blues seine wirkliche Berufung.
Neben seiner eigenen und nunmehr erfolgreichen Band kennen wir ihn auch von „The British Blues Quintett. Außerdem hat Miller in den letzten Jahren auch immer wieder mit der Hamburg Blues Band gespielt und getourt. Die Summe ist: Dem Mann kann keiner mehr was vormachen. Aber er und seine britische Band spielen uns einen wirklich guten Blues.

Was mehr wollen wir? Noch mehr Blues – noch mehr Miller Anderson…

Es gibt Tage, da sollte man besser keine schnellen Entscheidungen treffen – sie könnten sich als falsch erweisen. Für den schottischen Blues- und Rockgitarristen Miller Anderson war der 16. August 1969 so ein Tag. Seine Keef Hartley Band sollte am zweiten Tag eines Festivals „in Woodstock, irgendwo bei New York“ auftreten, „unmittelbar vor einem unbekannten Neuling, der sich Carlos Santana nannte“.

Für Bandleader Hartley war das alles kein Grund, seine aufstrebende Gruppe auch noch filmen zu lassen. „Keine Kameras, während wir spielen“, entschied er – der Rest ist Geschichte. Die britische Band kam nicht im berühmten und werbeträchtigen „Woodstock“-Dokumentarfilm vor, die Band verpasste die Chance auf den großen Weltruhm. Zeitsprung, letztes April-Wochenende 2012 in Eppstein. Miller Anderson, mittlerweile 66 Jahre alt, spielt nicht mehr vor 300 000 „irgendwo bei New York“, sondern vor etlichen Blues-Begeisterten in der Wunderbar in Eppstein– und er spielt seine Songs im Musikclub im Stadtbahnhof so intensiv wie einst auf der Holzbühne von Woodstock. Der verhinderte Gitarren-Superstar hat trotz allem eine veritable Karriere hingelegt, als Solist mit eigener Band ebenso wie als viel gebuchter Studiomusiker (T. Rex, Spencer Davis Group, Mountain, Savoy Brown und andere). Der Mann kann also aus einem dicken Song-Katalog schöpfen – und das tut er bei seinem Besuch in Eppstein auch reichlich.
tn_miller-anderson_70Das Konzert des Woodstock-Veteranen ist gleichsam Rückschau und aktueller Leistungsnachweis. In der Wunderbar spielen Anderson und seine Begleitband um den Keyboarder Frank Tischer alte Blues- und Rock-Gassenhauer wie „House of the rising sun“, „Ramblin’ on my mind“ oder „Smokestack lightning“ sowie prägende Anderson-Lieder wie „Fallin’ back into the blues“, „Thinking it over“ oder „Boogie Brothers“. Nicht zu vergessen: Mit „Just to cry“ und „And sinnin’ for you“ sind zwei Stücke dabei, die er bereits in Woodstock gespielt hatte.

Anderson besticht durch feines Gitarrenspiel und unverwechselbare Stimme

Die – wahrscheinlich falsche – Entscheidung von vor 42 Jahren nimmt Miller Anderson seinem einstigen Chef Keef Hartley wohl nicht mehr krumm, viele Songs des Auftritts stammen vom wohl bekanntesten Hartley-Album „Halfbreed“. Diese Band sei eben die erste gewesen, mit der er einigen Erfolg gehabt habe, gibt sich der Schotte bescheiden. Was wohl so oder so eingetreten wäre: Sein feines Gitarrenspiel und seine unverwechselbare Stimme zeugen von hoher Musikalität. Vorzüge, die Miller Anderson während der langen Karriere übrigens nicht abhanden gekommen sind. Der lang anhaltende Beifall in der weiten Welt zeigte, dass sein Publikum darüber sehr erfreut ist.

www.milleranderson.co.uk